Verhaltensregeln

15 grundlegende Verhaltensregeln in Taiwan

So vermeidet man peinliche Momente und Missverständnisse im Alltag

Wenn man nach Taiwan reist, ist es sehr wichtig, die grundlegenden Regeln des Umgangs miteinander und die Verhaltensregeln im Allgemeinen zu kennen. Das reicht von den simpelsten Dingen, wie der richtigen Begrüßung und Verabschiedung, über die Benimmregeln bei Tisch bis hin zu der Frage, welche Farben oder Zahlen man im Umgang mit anderen Menschen z.B. beim Verschenken von Präsenten, vermeiden sollte, weil sie in der chinesischen Kultur Unglücksbringer oder unangebracht sind.


Regel 1, Die Begrüßung

Viele glauben zwar, dass bei einer Begrüßung eine leichte Verbeugung erwartet wird, das stimmt jedoch so pauschal nicht. Die Hand reichen, lächeln und „Hi“ oder „Ni Hao“ (Guten Tag) sagen reicht völlig und ist der übliche Weg, wie man sich in Taiwan begrüßt. Bei älteren Leuten kann man auch „Nin Hao“ sagen um damit seinen Respekt auszudrücken.

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Regel 2, Zu Besuch

Bitte pünktlich sein, am Eingang der Wohnung/ des Hauses bitte immer die Schuhe ausziehen und, falls der Gastgeber Hausschuhe anbietet, diese auch anziehen. Bringe deinem Gastgeber ein kleines Geschenk mit. Nimm Dinge, die dir der Gastgeber überreicht (Visitenkarte, Serviette, Getränk etc.), immer mit beiden Händen gleichzeitig an. Machen deinem Gastgeber ein Kompliment ,wie gut dir dieses oder jenes in seinem Haus oder seiner Wohnung gefällt.


Regel 3, Essen gehen in Taiwan, Verhalten bei Tisch

Warte im Restaurant, bis man dir/euch einen Platz zuweist, lass den älteren Teilnehmern des Essens beim Hinsetzen den Vortritt. Fange nicht sofort an zu essen, sobald das Essen auf dem Tisch steht. Der Gastgeber wird dir in der Regel sagen, wann das Essen beginnt. Iss so viel wie du willst (und kannst) dadurch zeigst du, wie gut es dir schmeckt. Probiere alles was man dir anbietet. Nimm nie das letzte Stück von einer Platte oder aus einer Schüssel, das gehört sich nicht. Bevor du Alkohol trinkst, warte immer darauf, dass dir der Gastgeber zuprostet. Es ist erlaubt eine Schüssel mit Suppe auch direkt zum Mund zu führen und daraus zu trinken.

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Lebensmittel wie Geflügel oder Shrimps dürfen natürlich auch zum Essen in die Hand genommen werden. Die Benutzung eines Zahnstochers bei Tisch ist zulässig, aber man sollte sich dabei die andere Hand schützend vor den Mund halten. Im chinesisch-taiwanischen Kulturkreis ist es durchaus erlaubt auch zu schmatzen oder aufzustoßen, man zeigt damit, dass es einem schmeckt bzw. geschmeckt hat. Es ist unüblich die Rechnung einzeln, also pro Person, zu verlangen, normalerweise zahlt der Einladende/Gastgeber, oder man zahlt selbst (dann aber natürlich alles).

Tipp: Wenn du bei den Tischmanieren einmal unsicher bist, warte einfach ab und gucken was die Anderen machen.


Regel 4, Essen mit Stäbchen

Stecke nie deine Stäbchen aufrecht in den Reis, das erinnert an Weihrauchstäbchen, wie man sie zum buddhistischen Gebet in ein Gefäß steckt.

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Wenn du deine Stäbchen grad nicht nutzen möchtest, weil du z.B. etwas trinken oder mit anderen Gästen sprechen möchtest, dann lege deine Essstäbchen einfach flach auf den Tisch, oder gegebenenfalls auf eine Serviette. Wenn du mit dem Essen fertig bist, lege deine Stäbchen waagerecht quer über den Teller oder die Schüssel.

„Essstäbchen als Vorlagebesteck“

Manchmal wird ein extra Paar Essstäbchen in der Mitte des Tisches platziert, diese Stäbchen nennt man „Gong kuai“ oder „Stäbchen zum Gebrauch für alle“. Man nutzt sie, aus Gründen der Hygiene, um z.B. Essen von Servierplatten oder aus größeren Servierschüsseln etc. auf den eigenen Teller zu holen, nach Gebrauch legt man sie wieder in die Mitte des Tisches.


Regel 5, Verschenken und beschenkt werden

Schenken und beschenkt werden ist in der taiwanischen Kultur ein sehr komplexes und kompliziertes Thema, das auf Außenstehende zunächst sehr konfus und unverständlich wirken kann. Wann sollte man ein Geschenk mitbringen und wie empfängt man selbst Geschenke richtig?

Wenn man eine Person in ihrer Wohnung oder ihrem Haus besucht, oder wenn man Jemanden an bestimmten Feiertagen wie Neujahr oder zu Festen wie einer Hochzeit oder einem Geburtstag besucht, sollte man immer ein kleines Geschenk mitbringen.

Zu beachten ist dabei:
Übergebe das Geschenk immer mit beiden Händen.
Frisches Obst in einer hübschen Schachtel oder einem Körbchen ist immer gern gesehen.
Bitte verschenke NIEMALS: Eine Uhr, Taschentücher sowie alle scharfen Gegenstände wie Scheren oder Messer.
Weise ein Geschenk immer 2 mal ab bevor du es annimmst.
Akzeptiere ein Geschenk erst, wenn der Schenkende mehrmals darum gebeten hat.
Nimm Geschenke immer mit beiden Händen entgegen.
 Öffnen nie ein verpacktes Geschenk in Gegenwart der Person, die es dir geschenkt hat.

Tipp: Rote Briefumschläge

Zu speziellen Anlässen wie Neujahr oder Hochzeiten verschenken Taiwaner oft, statt anderer Geschenke, rote Briefumschläge, mit Geld darin. Diese Umschläge nennt man in Mandarin auch „Hong bao“. Rot ist in der chinesischen Kultur die Farbe, die am meisten Glück verheißt, sie repräsentiert Erfolg, Zufriedenheit und Fortschritt.

Zum chinesischen Neujahrsfest verschenken Erwachsene oft rote Umschläge an ihre Kinder. Grundsätzlich wird von ihnen als Fremdem/Besucher aber nie erwartet, einen roten Umschlag an einen Einheimischen zu verschenken.

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Wenn du z.B. zu einer Hochzeit eingeladen bist, verschenke am Besten einen roten Umschlag, auf den du dann auch deinen Namen schreibst, damit der Beschenkte weiß, von wem das Geld ist. Bei einer Hochzeit gilt es als unhöflich weniger als 1600 TWD (ca. 45 Euro je nach Tageskurs) zu geben. Die Zahl 4 gilt in der Kultur Taiwans als Unglückszahl, weil sich die Wörter für 4 und für Tod sehr ähnlich anhören, deswegen sollte man nie ein Geldgeschenk machen, in welchem die Zahl 4 vorkommt (also z.B. 2.400 TWD). Ungerade Beträge sind ebenfalls verpönt. Die Zahl 8 hingegen gilt als Glücksbringer, deswegen ist 1800 TWD ein oft genutzter Betrag. Verschenke aber nie Münzen, wer also 1888 TWD verschenken will, um dem Beschenkten besonders viel Glück zu bringen, begeht einen Fauxpas.


Regel 6, Taiwaner sind neugierig

Taiwaner sind gegenüber Fremden meist sehr aufgeschlossen, ja sogar neugierig und sie scheuen sich nicht, selbst beim ersten Treffen bereits sehr persönliche Fragen zu stellen, wie z.B.:

Wie alt bist du?
Auf welcher Schule bzw. Universität warst du?
Bist du verheiratet oder planst du zu heiraten?
Wo arbeitest du und was verdienst du dort?

Grundsätzlich gilt: Beantworte nur die privaten Fragen, die du auch beantworten willst. Verrate nicht, aus falsch verstandener Offenheit gegenüber der taiwanischen Kultur, Dinge über dich, die du gar nicht preisgeben willst. Der Taiwaner wird dies verstehen und akzeptieren, denken immer daran: Erst kommt das, was du willst, und dann kommt die taiwanische Knigge.


Regel 7, Respekt gegenüber Senioren

Alte Menschen und insbesondere alte Frauen haben in der taiwanischen Kultur eine besondere Stellung, ihnen wird großer Respekt entgegengebracht, nutze immer „Nin hao“ statt „Ni hao“ zur Begrüßung, so drückst du deinen Respekt aus. Übertreibe es mit dem Respekt aber nicht, wenn die betreffende Person sich dir gegenüber respektlos verhält, dann nimm das nicht aus falsch verstandener Rücksicht einfach so hin, denn Menschen sollten sich immer gegenseitig respektieren, egal wie alt sie sind.


Regel 8, Schreibe nie einen Namen in roter Schrift

Auch wenn Rot eigentlich als eine glücksbringende Farbe gilt, solltest du niemals den Namen einer Person mit einem roten Stift o. ä. schreiben, der Grund ist ein ganz einfacher. Auf Grabsteinen wird der Name des Verstorbenen fast immer in roter Farbe geschrieben.


Regel 9, Schmeicheleien

Taiwaner lieben es Komplimente zu machen. Selbst wenn du als Fremder nur mühsam ein „Ni Hao“ zusammenbekommst um einen guten Tag zu wünschen, wird man dich überschwänglich wegen deiner guten Sprachkenntnisse loben. Man wird schwärmen, wie schön doch das Land sei, aus dem du kommst, selbst wenn der Gesprächspartner dort noch nie gewesen ist. Man wird dich loben, weil du so schön bist, so klug oder weil du doch noch so jung aussiehst, weil du perfekt mit Stäbchen umgehen kannst, weil du eine so schöne weiße Haut hast und selbst einzelne Körperteile werden ob ihrer Perfektion gelobt. Vielen Fremden ist das alles zuerst ziemlich peinlich und nicht wenige empfinden diese Schmeicheleien als gespielt, einstudiert oder fast schon geheuchelt. Es ist aber meist sehr freundlich gemeint, es ist eben ein Teil der erlernten gesellschaftlichen Verhaltensweisen. Nimm diese Schmeicheleien einfach mit Wohlwollen hin und gebe einige kleine Komplimente zurück.


Regel 10, Visitenkarten

In westlichen Ländern nutzt man Visitenkarten meist eigentlich nur, wenn man Geschäftspartnern oder Leuten begegnet, mit denen man hauptsächlich beruflich kooperiert. In Taiwan ist das etwas anders, dort tauschen auch Privatpersonen, meist beim ersten Zusammentreffen, ihre Visitenkarten untereinander aus.

Dabei ist zu beachten: 

Nimm Visitenkarten immer mit beiden Händen entgegen.
 Schaue dir die Visitenkarte kurz an, bevor du sie weglegst.
Schreibe nie etwas per Hand auf eine Visitenkarte, denn damit sagst du eigentlich aus, dass dein Gegenüber vergessen hat, wichtige Dinge auf der Karte zu erwähnen. Stecke Visitenkarten nie in eine deiner hinteren Hosentaschen, der Grund dafür dürfte auf der Hand liegen, du signalisierst damit nämlich, dass dir die betreffende Person am A…. vorbeigeht.

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Regel 11, Kleidung und Auftreten in der Öffentlichkeit

In Europa oder Amerika ist es nicht ungewöhnlich wenn z.B. Männer bei sehr heißem Wetter auch mal „oben ohne“ durch die Stadt schlendern, in Taiwan ist das ein absolutes No-Go, dort bleibt man vollständig angezogen selbst bei 40 ° C. Am Strand tragen die meisten taiwanischen Frauen möglichst viel Kleidung, ein Bikini ist eher selten anzutreffen, weil sie dann ja braun werden könnten, das jedoch ist in der chinesischen Kultur nicht erwünscht, eine vornehme Blässe gilt als chic, deswegen wird oft nahezu „angezogen“ gebadet. Tue also nicht allzu überrascht, wenn du als Frau einen Bikini trägst und alle einheimischen Männer dich dann angucken. Davon unabhängig sollte man in der Stadt normale sommerliche Kleindung tragen, barfuß in Sandalen zu laufen ist kein Problem, das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.


Regel 12, Spucken

Taiwan ist nicht Festlandschina! Die Menschen auf der östlichen Seite der Straße von Taiwan haben durchaus das Konzept kennengelernt, ihre Spucke im Mund zu behalten und nicht ständig auf den Bürgersteig oder sonst wohin zu spucken. Spucken wird nur toleriert, wenn man (vorwiegend einheimische Männer) Betelnüsse kaut und selbst dann sollte man sich dezent und unauffällig verhalten.


Regel 13, Trinkgelder

In Taiwan ist es unüblich in Hotels, Restaurants oder nach einer Taxifahrt ein Trinkgeld zu geben, daher wird es auch nicht erwartet, du kannst es natürlich trotzdem tun, wenn dir die jeweilige Dienstleistung zugesagt hat, man wird das Geld nicht zurückweisen.

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Regel 14, Zuneigung zeigen in der Öffentlichkeit

Traditionell ist es in Taiwan gesellschaftlich nicht akzeptiert, die gegenseitige Zuneigung in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellen. Das moderne Taiwan geht mit dieser Tradition aber relativ entspannt um, Hand in Hand durch die Straßen zu gehen ist längst akzeptiert und auch sich an den Händen zu fassen, wenn man gemeinsam auf einer Bank sitzt und miteinander redet, ist OK. Zungenküsse und liebevolle Umarmungen, Knutschen und noch weitergehende Zärtlichkeiten und Fummeleien sind jedoch in der Öffentlichkeit unangebracht.


Regel 15, Das Gesicht verlieren

Selbst wenn man als Fremder schon jahrelang in Taiwan lebt, fällt es einem immer noch schwer, das Konzept des „das Gesicht wahren“ zu verstehen. Deswegen im Folgenden ein paar simple Tipps wie man es vermeiden kann, als Fremder sein Gesicht zu verlieren oder wie man es vermeiden kann, dass man aus Unwissenheit oder Unachtsamkeit einen Einheimischen in die Verlegenheit bringt, dass er sein Gesicht verliert.

Verhalte dich sich nie in einer Weise, die andere Menschen provozieren könnte.
Kritisiere Jemanden nie in der Anwesenheit anderer Menschen.
Verliere nie die Beherrschung selbst wenn eine Situation noch so frustrierend ist.
Schreie andere Personen nicht an und zeige keine offene Wut.
Akzeptiere Komplimente nie sofort, zeige Bescheidenheit.
Halte dich selbst nie für den Größten und Besten, rede nie zuviel nur über sich selbst.
Mache anderen Menschen kleine Komplimente.

Denke immer daran, ein Taiwaner wird dich auch dann anlächeln wenn er innerlich vor Wut kocht oder von dir tief enttäuscht ist, dieses Lächeln ist kein Auslachen, es dient nur dazu die Situation zu beruhigen und es nicht zu einer Konfrontation kommen zu lassen.

Viel Spaß beim Urlaub in Taiwan!

Autor: M. Lange